Was kann ich tun, wenn ich jemanden kenne mit Verschwörungsmythen-Glaube?

Das Ende des Jahres rückt näher und damit für viele von uns auch die alljährlichen Unterhaltungen mit Verwandten. Dieses Jahr bleibt wenig Möglichkeit in der eigenen Wahlfamilie oder mit Freund*innen Zeit zu verbringen. Für manche gibt es wundervolle Familiengespräche, für andere vor allem Stress. Es ist eine Zeit, in der Gespräche mit Menschen stattfinden können, zu denen wir engen Kontakt sonst eher vermeiden oder bei denen wir zumindest den politischen Themen in Gesprächen großräumig ausweichen.

Auch wenn die Familientreffen in diesem Jahr nicht wie sonst am gemeinsamen Esstisch stattfinden, werden viele der Gesprächsthemen doch die gleichen sein. Da können Themen auftauchen, bei denen es auch um Halbwahrheiten, Diskriminierung und Verschwörungsideologien geht.

2020 wird diese altbekannte Problematik durch das Thema COVID19 noch deutlich verstärkt: Corona-Leugner*innen und Verschwörungsideolog*innen genießen viel mediale Aufmerksamkeit und versuchen zu vertuschen, wie sie mit der extremen Rechten zusammenarbeiten. Die Ohnmacht, die viele Menschen gerade spüren, wird gesellschaftliche Langzeitfolgen haben. Die Entscheidungen, die wir als Gesellschaft treffen, sind richtungsweisend für den zukünftigen Wohlstand und den Weg unserer Gesellschaftsordnung. Sie sollten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Das verlangt uns allen viel ab. Es erfordert nämlich, sich immer wieder auf den neuesten Forschungsstand zu bringen, Unsicherheiten auszuhalten, mit statistischen Wahrscheinlichkeiten umzugehen und zu lernen, mit Fehlschlüssen und ständigen Korrekturen von Erkenntnissen zu leben. Es ist wichtig für unsere Demokratie, dass politische Kommunikationsformen und Entscheidungsprozesse verstanden werden, dass unsere Gesellschaft sich selbstkritisch aufarbeitet und dafür kritische Wissenschaft fördert sowie dass wir gemeinsam Unsicherheit und Angst aushalten bzw. überwinden.

Beim Thema Corona ist es schwierig, immer auf dem aktuellen Forschungsstand zu sein und es ist ganz natürlich, dass wir uns dabei alle viele Fragen stellen. Ob es im Video-Call in den Ferien nur darum geht, fundierte Antworten auf diese Fragen liefern zu können oder ob eine Person im Freundes-/Verwandtenkreis schon tief in die Welt der Verschwörungsmythen abgetaucht ist – es lohnt sich, vorbereitet zu sein!

Dabei ist es aber auch wichtig, auf sich selbst acht zu geben und sich nicht in Gespräche zu stürzen, die emotional für euch zu belastend sind. Kontakt- oder Gesprächsabbruch zu eurem Schutz oder zum Schutz der zwischenmenschlichen Beziehung sind legitim und eure Entscheidung. Es ist toll, wenn ihr Menschen überzeugen könnt, in eine sachliche Diskussion mit euch zu gehen – aber setzt klare Grenzen, Selbstschutz geht hier vor und manche Themen bzw. Ideologien liegen außerhalb jedes Diskussionsspielraums.

Unten haben wir eine Reihe von Quellen zusammengestellt, in denen ihr euch zu diesem Thema informieren könnt – hier eine Zusammenfassung wichtiger Tipps:

  • Familienmitglieder haben meist den größten Einfluss auf Menschen, die Gefahr laufen, Verschwörungsmythen zu verfallen – nutzt hier die emotionale Nähe zu den Betroffenen, sucht Verbündete und nehmt euch Zeit.
  • Versucht, die Perspektive der Betroffenen einzunehmen: Warum ist diese Ideologie gerade so wichtig für die Person? Welche berechtigten Zweifel stecken dahinter?
  • Sprecht auf Augenhöhe miteinander: Lasst euch gegenseitig ausreden, bleibt respektvoll, bewahrt die Ruhe und sucht nach Gemeinsamkeiten (z.B. Anerkennung der Menschenrechte)
  • Setzt klare Grenzen, wo das demokratisch Sagbare überschritten wird – manche Dinge muss man nicht diskutieren.
  • Versucht in der Diskussion nicht, eurem Gegenüber eine Meinung aufzuzwingen – bleibt sachlich: Fordert Beispiele ein, um Widersprüche aufzuzeigen (z.B. „Wenn die „Verschwörer*innen“ so mächtig sind, warum werden dann die ganzen Blogs und Videos, die die Verschwörung aufdecken, nicht einfach gelöscht?“).
  • Bietet an, Quellen gemeinsam zu bewerten.
  • Seid vorsichtig bei der Wortwahl, um nicht unbeabsichtigt rechte Frames zu verstärken (z.B. „China-Virus“ oder „Flüchtlingskrise“).
  • Formuliert eure Sätze als ich-Botschaften (z.B. „ich möchte nicht so pauschal über Menschen sprechen“).

Wenn ihr wenig Zeit habt, schaut hier rein:

Broschüre gegen rechte Argumente am Weihnachtstisch
 S. 6-8 https://lasse-petersdotter.de/wp-content/uploads/2020/11/Broschuere-gegen-Rechts.pdf

Broschüre mit Fakten und Erklärungen zu Verschwörungsmythen (“Entschwörungs-Handbuch”)
 S. 29-31 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2020/05/AAS_wissen_was_wirklich_WEB.pdf


Wie sicher sind die neuen COVID-19-Impfstoffe? 

Wie funktionieren die neuen COVID-19-Impfstoffe?

Hilfreiche Quellen zum Thema Impfstoffe:

Wirkweise und potentielle Risiken der mRNA-Impfstoffe gegen COVID19

Faktencheck zum Impfen
 https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/corona-impfung-fakes/ 

Erklärung, warum die Zulasssung so schnell ging und warum das kein Grund zur Sorge ist
 https://www.volksverpetzer.de/corona/covid-impfstoffe/ 

Hilfreiche Quellen zu Corona generell:

Begründungen für die wichtigsten inhaltlichen Aussagen zu Corona (ein Stück nach unten scrollen)
 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/verschwoerungsmythen-und-antisemitismus/

Check zu Flyern von Corona-Leugner*innen
https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/12/18/flyer-maschinerie-corona-gegner-freiheitsboten-desinformation/ 

Fakten-Check zu Corona
 https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/12/04/coronavirus-faktenchecks-diese-behauptungen-hat-correctiv-geprueft/ 

Wann Verbote wirken und wann sie schaden
https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/darum-halten-sich-manche-menschen-nicht-an-die-massnahmen/

Grundsätzliches:

Faktenchecks
 https://www.mimikama.at/
 https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ 
 https://correctiv.org/faktencheck/ 

Verschwörungsmythen erkennen
 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/glaubnichtalles/

Rassismus in der Corona-Krise benennen, erkennen und bekämpfen
https://www.ichbinkeinvirus.org/

Aktueller Forschungsstand zum Umgang mit Falschinformationen
https://www.climatechangecommunication.org/debunking-handbook-2020/

Forschungsupdates zum Coronavirus im NDR-Podcast
https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html

Dieser Text wurde verfasst von Mona Borth und Miriam Block. Wir freuen uns über euer Feedback an: miriam.block@gruene-fraktion-hamburg.de